H. Heidelbergensis

Jahre schliefst du 

im Inneren 

des Perlboots 

gewunden. Von der Erde

träumtest du, dein

Atem aus 

Methan. Quertest

das Orogen

spaltauf, gebunden 

an die Steilen

des Ufers. Doch 

weckten Jahre 

Stein und Schale

ins Vergessen.

Die Flüsterfarne 

hoch im Felsen

wo es weht,

der Kalkwind.

Dort, wo unter Äste

gespielt wurde

mit was noch keinen

Namen hatte:

dem Keil. Berührtest

die Schneide

und zogst

Blut. Schlugst

ein und es ward

axthell. Hier

sind die Kleider 

vom Kind du sollst 

gewesen sein, die es noch 

in Fotos trägt

deponiert, dich wieder

anzuziehen.

Ein Dorf namens

Gaiberg, wo unter Gardinen 

du zu dir kamst. 

Spielplatz, glänzende 

Rutsche bergab 

die in das Lehmland 

führte hinüber

den Zaun. 

Und der Blick

von der Tribune

oben, wo das Kind

hinausguckt

und blind, vertraut

die Stange greift

um sich mit Schwung

in die Weite

zu schleudern.

Und warst immer

überrascht, dass du

fielst. Alles Sicht

schaute zurück, führte

wieder in die Enge

des Anfangs, welcher

niemand mehr

gehörte.

Da draußen, das

berühmte Graublaue

der Erinnerung, des

Erinnertwerdens

aus der Ferne,

welches wieviele

Unzähligen vor dir

mal für Dunst

hielten. Der Knabe

im Feld, für den

die Auslieferung

an das eigene Leben

anfangs erschien

wie ein Spiel

ringsum das seit

ewig gekannte

Zuhause.

Ständig aber

wandelte der Weg

die leuchtenden Weiden

zu Grenzgebiete, egal wohin

du zogst. Orte, wo einst

der Knecht abstieg 

vom Pferd, den Löwenzahn

zu pflücken. Wo später

er im Feldanzug

die Waffe fallen ließ

und kniete. Fragte sich

war es hier, wo ich mein

Leben verlor.

Wo es mich absetzte

wie das Uniform

der Besiegten

und fuhr weiter

unerkannt. Droben

die zerstörte

Feste Dilsberg. Ferner wird 

das Zuhause, sofern 

du hoffst 

nach Wiederkehr

aus der Suche, unaufhörender

Kreuzgang 

der Jugend. In deiner 

Irrung war es

belagert, erzwungen,

abgefackelt, abgerissen,

erworben, entwickelt, überbaut

als provinzieller Sitz, 

hiesiger Filliale

eines anderen, ein neues 

Reich. Was erkennbar bleibt

ist nur nervendes

Noch Da. Prim wie der 

Rentner sein

Schrebergarten 

ordentlich platziert 

zwischen Lärmschutz-

wänden und abgezäunten

Bahngleisen, die dich

in ihrer Strömung

wie der Neckar weg-

reißen würden,

entführt 

in die Ebene.

Jahre gepflanzt

im Rheinbett, nieder-

rinnend dieses

zerspaltenes Land 

nur ein weiteres nach

Zwiebeln und

Raffinerien stinkendes 

Tal, die andere Seite 

schwindend wie

Wolkenrand. Ob es 

Spiegel war 

oder Mirage, waren

beides niemals 

wirklich da. 

Wetterbericht

Heute morgen 

ist die große Ulme

kaum aus drei

Straßen Entfernung

zu erkennen, als

würde ich

noch im Haus 

durch Gardinen 

aus lichten Leinen 

blicken und nicht

bereits mitten

auf dem Asphalt

noch in meinen

Schlappen mit der

zweiten Tasse

kaltgewordenen Kaffees

in Hand gewandert.

Küstenwärts

schaue ich in Wahrheit

Lincoln Avenue

die Landzunge nieder

durch betonierten

Boden — dorthin, wo

das Rauschen des

von hier aus

unsichtbaren Lake 

Michigans herkommt.

Unten herrscht

der Wind, aber hier oben

in der Nachbarschaft 

ist alles still. Kein Wehen 

ist auf der Haut 

zu spüren. Man könnte

meinen, es sei gewöhnlicher

Nebel, der durch

das Laubwerk kriecht

bis an die Haustür.

Der Glauben wäre leicht

zu verzeihen. Aber

atme tief ein

und spüre — wie trocken

ist die Luft, taulos

der Rasen. Da fängt’s an

hinten im Hals

zu jucken

und am Augenwinkel

brennt plötzlich

der Sand. Außerdem

weiß ich doch, was hier

wirklich los ist —

laut dem gestrigen

Wetterbericht auf TMJ4 

soll es in Sheboygan 

County, wie auch

im ganzen Südwesten

des Bundesstaats Wisconsin,

dank starker nach Süden

blähende Föhnen

und ein bis auf 554,667 Hektar

verbreiteter Waldbrand 

im kanadischen Saskatchewan

über 1,459 Meilen entfernt

die angeblich zweit-

schlechteste Luftqualität

weltweit von Heute

bis auf weiteres

geben. Ich merke, es wird

allmählich an der Zeit

in das grellblaue 

Volkswagen meiner Mutter 

zu steigen und die

anderthalb 

Stunden fahren

zum Krankenhaus,

wo sie in Vorbereitung

auf ihre zweite Operation

am offenen Herzen

unterbracht ist.

Irgendwie ungestört

vom Monitor, der

ihren Sinus-

rhythmus abzählt, ist sie

eingeschlafen. Fixiert

mit artikulier-

barer Halterung

an die Wand, dem

Patienten zugewandt

läuft der Flatscreen

den ganzen Tag

stummgeschaltet

durch. Wie glänzend

von sich selbst

überzeugt

sind die Gesichter

der Experten. Analysen-

gestik, laut gemimte

Vokalen. Polierte Gewalt

der rotweißblauen

Einblendungs-

animation. Werbung

für Gartendünger

und Arby‘s. Im Gaza-Streifen

steht ein anderes

Krankenhaus

unter Artilleriebeschuss.               

Es wird eine schleife

der aktuellsten Handyvideos

aus Perspective

der Wegrennenden

für die zuletzt

Zugeschalteten

abgespielt. Werbung

für Dodge Ram. Draußen

erhellt die Skyline

Milwaukees blasswüstenrot.

Der Begutachter klopft,

kommt herein

die Versicherungs-

deckung zu prüfen. Auch wenn

er einen Pfleger gleicht,

ist er keiner.

Sogar hier auf Station

rieche ich Rauch.

Seit einigen Stunden

ist meine Mutter

wieder wach.

Mutter, erzähle mir

die Geschichte

vom Brand.

Nun, der erste

Feuer sei angeblich

durch Blitzschlag 

verursacht worden.

Diejenigen, die

für das Land verant-

wortlich waren

entschieden sich

gut, unsere Region

hat ein kontrolliertes Brennen

gebrauchen können.

Leider ist das ziemlich

schnell und trotz

ihrer guten Absichten

außer Kontrolle geraten

und brennt jetzt

weit hinüber

die gewünschten

Grenzen aus.

Es besteht

scheinbar keine

Hoffnung, den Brand

jemals einholen

zu können.

Something Wicked

The good people

of the town

do not deserve

to die, but

they will

as they have

forever, as

the graveyard

attests to.

They do not

deserve to fall

in love and

watch as despite

their loving

their love

grows old

and dies, to 

witness their 

records in

baseball or

basketball be

broken by

successive 

generations, to

see streets be

renamed as

they were

once already

renamed when

in the Armistace

they were boys

or girls and

there still ran

a street car

electric down 

mainstreet. 

Boys and girls.

No one 

deserves to 

die.

Morning Translation: 23 July 2025, Paul Celan, "Anabasis"

This 

narrowly written between walls 

pathless-true

going up and down

into the heart-bright future.

There.

Syllable-

jetty, ocean-

colored, way out

into the unvoyaged.

Then:

buoys,

cordon of comma-buoys

with the 

breathing bobbing

every second exquisitely —: light-

bell-tones (dum-, 

dun-, un-,

unde suspirat

cor),

re-

leased, re-

deemed, ours.

Seeable, hearable, the 

freed-

up tent-word:

together.

+

ANABASIS

Dieses

schmal zwischen Mauern geschriebne

unwegsam-wahre

Hinauf und Zurück

in die herzhelle Zukunft.

Dort.

Silben-

mole, meer-

farben, weit

ins Unbefahrne hinaus.

Dann:

Bojen-

Commabojen-Spalier

mit den

sekundenschön hüpfenden

Atemreflexen —: Leucht-

glockentöne (dum-,

dun-, un-,

unde suspirat

cor),

aus-

gelöst, ein-

gelöst, unser.

Sichtbares, Hörbares, das

frei-

gewordene Zeltwort:

Mitsammen.

Notes on poem: this is an example of a Celan poem that *moderately* pushes the limits of what is translatable - which, in this case, includes idiologisms (novel compound words) and enjambments with individual words made twain by the line break, revealing unexpected semantic parallels or meanings that would otherwise be obscured by normal syntax, and which are often so particular to the German as to be impossible to render in English.

A good example of a Celan idiologism that is difficult to translate would be “sekundenschön” which I’ve rendered as “every second exquisite(ly)” but, literally unpacked, would be something closer to [x] every second of which is exquisite/pretty/to be savored — and this all in an elegantly compact adverb! Celan probably had “sekundenschnell” (or “split-second”) in mind, which he tweaked just a little bit so that it is sonically familiar but semantically foreign and thus jars the reader awake - which is a typically Celanian move.

An example of the syntaxis interrupta would be the lines: “re-/leased, re-/deemed, ours.” In the German original, this appears as “aus-/gelöst, ein-/gelöst, unser”. Taken as prose, “ausgelöst” means caused/released/unleashed and “eingelöst” means cashed-in/redeemed/honored {as pertaining to exchange value]. The tricky part is the German verb “lösen”, which on its own means “[to] solve” but also can mean resolve/dissolve/loosen/untie/detach, etc., basically a muddy incline leading into a semantic abyss which Celan excavates by means of his scalpel called enjambment (whether fashioned from sharpened bone, jade, or meteorite, I wonder?). Unfortunately, while I’ve also got some room to play in English with di-/re-/ab-/un- + solve, none of these match the German meaning(s), so I recreated alternate re-/re- echo in the translation. However, who knows; while the meaning(s) are a departure, something like “re-/solved, ab-/solved, ours” might work. It depends on which semantic register is worth preserving here - the larger, syntactically-driven one (i.e. the prosaic) or the slipstream between the fractured lines?

In a word (or two), the sensation of reading Celan in German is jarring and othering; we are reading a language that, while it is semantically accessible, feels alien and removed from any day-to-day human speech. While we might understand, we don’t recognize the language as “German”. This “othering” was a manifestation of Celan’s surviving the Holocaust and writing in the language of those who perpetrated it, utilizing the very tool (language) that facilitated its execution at the most basic level. For many years I’ve contemplated Celan’s German and its gesturing and venturing towards, its disappearing into the incommunicable.

The Latin “unde suspirat cor” translates to “from which our hearts sigh”. This is a quote from the libretto of Exsultate, jubilate (K. 165) by W.A. Mozart. The full libretto is as follows (Latin translation curtesy of Wikipedia):

Exsultate, jubilate,
o vos animae beatae,
dulcia cantica canendo,
cantui vestro respondendo,
psallant aethera cum me.

[Rejoice, resound with joy,
o you blessed souls,
singing sweet songs,
In response to your singing
let the heavens sing forth with me.]

Fulget amica dies,
jam fugere et nubila et procellae;
exorta est justis
inexspectata quies.
Undique obscura regnabat nox,
surgite tandem laeti
qui timuistis adhuc,
et jucundi aurorae fortunatae
frondes dextera plena et lilia date.

[The friendly day shines forth,
both clouds and storms have fled now;
for the righteous there has arisen
an unexpected calm.
Dark night reigned everywhere [before];
arise, happy at last,
you who feared till now,
and joyful for this lucky dawn,
give garlands and lilies with full right hand.]

Tu virginum corona,
tu nobis pacem dona,
tu consolare affectus,
unde suspirat cor.

[You, o crown of virgins,
grant us peace,
Console our feelings,
from which our hearts sigh.]

Alleluja, alleluja!

From the Archives : Les Miz (2016)

hells-angels-howard-hughes-6.jpg

Everybody’s a critic

when it comes

to the Revolution.

Some sing the chorus

up on barricades

while others take aim

to make them stop.

That’s when the scene

of the very first shot

they shot is shot

and the day’s a wrap

for those lucky

to have died.

After which, things

will quiet down

for the friends

we’ll never meet.

Dear friends: no matter

what they will

have pointed at us,

done with and

to us, no one will

say we didn’t

look damned good

doing whatever

it is we were

doing a l'ère

du grand

écran.

Though the times

must needs

recast us, rolled over

in their greater

sleep — to fashion

of our lives

history, to remodel

our homes into

the glamorous flats

of pilots — ace debonaires

with prudence enough

to know when

to quit, hang up

the hopeless conflict

and go nurse

the dry martinis

they left sweating

at the bar.

Morning Translation: 19 July 2025, Paul Celan, "There was earth in them"

There was earth in them, and

they dug. They dug and dug, that's how 

their day went, their night. And they praised not god, 

who wanted all of this, so they heard,

who knew all of this, so they heard. 

They dug and heard nothing anymore;

they grew not wise, made no song, 

invented no kind of language. 

They dug.

There came a silence, there came a storm also, 

the oceans came all. 

I dig, you dig, and the worm digs also,

and the singing elsewhere says: they dug. 

O one, o none, o no-one, o you:

where was it going, if it was going nowhere? 

O you dig and I dig, and I dig myself to you,

and the ring on our finger wakes us.

+

Es war Erde in ihnen, und

sie gruben. Sie gruben und gruben, so ging

ihr Tag dahin, ihre Nacht. Und sie lobten nicht Gott,

der, so hörten sie, alles dies wollte,

der, so hörten sie, alles dies wußte.

Sie gruben und hörten nichts mehr;

sie wurden nicht weise, erfanden kein Lied,

erdachten sich keinerlei Sprache.

Sie gruben.

Es kam eine Stille, es kam auch ein Sturm,

es kamen die Meere alle.

Ich grabe, du gräbst, und es gräbt auch der Wurm,

und das Singende dort sagt: Sie graben.

O einer, o keiner, o niemand, o du:

wohin gings, da’s nirgendhin ging?

O du gräbst und ich grab, und ich grab mich dir zu,

und am Finger erwacht uns der Ring.

Third of July

Im Food-Court

des Einkaufszentrums 

gab es gestern

einen Amoklauf. 

Drei Erschossene

und kein Täter 

wurde bisher

erfasst. Es wird

von gang-related 

Violence ausgegangen.

Als ich heute da

hinfuhr, um hoffentlich

bei JCPenneys

oder Sears ein Paar

nicht zu lange

T-Shirts zu finden 

begegnete mich

folgende, irgendwie

nicht absehbare

Enttäuschung: es standen 

sonnenbrillentragende 

Beamten an den

zwei Haupteingängen

mit ihren Daumen

hinterm Gürtel gehakt

und Abzugsfinger

ausgestreckt, leicht

dem Holster berührend

und alle Seitentüren 

waren gestrichen

mit Sperrband. Es war

noch offensichtlich

bis auf Weiteres

geschlossen.

Ich las doch etwas

später auf der Webseite

des Hauses: die am Vortag

anwesende Mitarbeiter

hatten sich wieder

heute an Ihre Arbeitsstellen 

zu melden, vermutlich

auf Anforderung 

der Polizei. Darunter

war in Fettschrift eine Bitte

um Entschuldigung

für jegliche

Ungelegenheiten,

die durch den Verlust

dieses wichtigen

Einkaufstags entstanden sind

sowohl als das

Versprechen: es würde

dem Kunden

am Fourth of July 

die Tür wie vertraut

zu den regulären

Feiertagszeiten 

offen sein. 

Morning Translation: 15 July 2025, Paul Celan, "The bright stones"

The bright

stones are going through the air, the bright

white ones, the light-

bringers.

They will

not go down, not crash,

not collide. They’re going 

up, 

like the meager

hedge-roses, that's how they go up,

they're floating

towards you, my quiet one,

my true one -:

I see you, you're picking them with my

new, my 

Everyman's hands, you place them

in the once-more-bright, which no one

needs cry about or name.

+

Die hellen

Steine gehen durch die Luft, die hell-

weißen, die licht-

bringer.

Sie wollen

nicht niedergehen, nicht stürzen,

nicht treffen. Sie gehen

auf,

wie die geringen

Heckenrosen, so tun sie sich auf,

sie schweben

dir zu, du meine Leise,

du meine Wahre —:

ich seh dich, du pflückst sie mit meinen

neuen, meinen

Jedermannshänden, du tust sie

ins Abermals-Helle, das niemand

zu weinen braucht noch zu nennen.

Neckarwiese, Frühsommer 2008

Ich lag da

mit nichts, keine 

Unterlage zwischen

mir, meine Jeans

und dem Gras. 

Sanft und klebrig

kühl wie die Halmen 

niedlich an meiner Haut

säbelten. Ungeachtet 

versank die Sonne

in der Pfalz. Ich grabte

mein Handy aus

und sah: shit, ich hatte

die Zeit falsch verstanden

und war euch etwa

dreißig Minuten

voraus. Egal. Ihr kam

wie ausgemacht

und habt den Kasten

Bier mitgebracht, wie ich

die Stange des guten

Hash von einem

Dealer in Stuttgart.

Da lagen wir alle im Gras

und wurden uns frei.

Wurden zu einander

und faßten zitternde

Sternstrahlen wie 

Eisstangen an. 

Das Gras ward uns 

das Haar, der Fluß den Arm,

Himmel die Hand.

Morning Translation: 12 July 2025, Paul Celan, "An eye, open"

Hours, may-colored, cool.

That which can no longer be named, hot,

is heard in the mouth.

No one's voice, again.

An eyeball's depth, that aches:

the lid

doesn't block, the lash

doesn't count what comes in. 

The tear, half, 

the sharper lens, spry,

goes and gets the pictures for you.

+

EIN AUGE, OFFEN

Stunden, maifarben, kühl.

Das nicht mehr zu Nennende, heiß, 

hörbar im Mund. 

Niemandes Stimme, wieder.

Schmerzende Augapfeltiefe: 

das Lid

steht nicht im Wege, die Wimper

zählt nicht, was eintritt.

Die Träne, halb,

die schärfste Linse, beweglich,

holt dir die Bilder.

Notes: several instances of polysemy are unfortunately lost in the translation.

1.) In the second line of the first stanza, “heiß” or “hot” in the German is just one letter away from “heißt” or “is called”, literalizing the inability to name that is indicated in the first part of the line. But the Unable-to-be-named is still a way of, if not explicitly naming, then at least indicating an absence, which is then vocalized, audible in the hollow cavity of the mouth, a voice not belonging to anyone and addressing no-one.

2.) Line four of stanza two has a great albeit oblique pun on “paying admission”. Prima facie, the stanza communicates that neither eyelid or eyelash stand in the way or count (“zählt”) what goes into (“eintritt”) the eye. In addition to counting, the verb “zähl(en)” in German can also mean “to pay”. Furthermore, while “eintritt” appears here as the present tense of the verb “eintreten”, it is also analogous to the noun-form “Eintritt”, or “admission [fee]”. It’s as if the lid and lash are bouncers or ticket agents at the entrance of the eye but are asleep (or is it awake??) on the job.

3.) In a colloquial context, “beweglich” translates to “flexible”, “moveable”, “mobile”, etc. However, this is also the appropriate German term in a clinical context to describe the motility of the eye (e.g. “frei beweglich”). I could see this poem as a relatively straightforward account of a visit to the ophthalmologist, although perhaps one involving a moderate dose of chloroform.

Straßenlampe

Im Strahl

drängeln sich

die Fliegen näher

an die Lampe

bis unter die Schale

hochtauchend

an den Ursprung

des Lichts.

Es fallen manche

wie Steinchen

vom Kampf

plötzlich nieder

fangen sich aber

um brennend wieder

nochmal mit Wut

aufzuschießen.

Andere scheinen

Glut bis an den Rand

zu tragen, abseits

des Strahlenkegels

hinaus in das Äußere

der Nacht verloren

und überfliegen sogar

die Lampe bis sie

wie Zündholz

verlöschen.

Ich denke, sind das

Leuchtkäfer

in deren Organen

das Luciferin

von Hitze katalysiert

ihre Panzer durchglüht

oder nein, sind sie

eher Motten, die alle

zu nah und lange

wiederkehrt

am Glass waren

bis die hauchdünnen

fasern, der Pulver

Schlaf an ihren Flügeln

mit einem Schnipsen

Feuer fingen.

Sonnenuntergang im Wallis

Sowie das Licht

sich entzieht, so fängt

der ferne Furka

an zu verschwinden

wie auch langsam

die andere Seite

des Goms. Es brennt

noch ein einsamer

Flieger am Himmel

und die Gipfeln

fangen die letzen

Photonen erdwärts-

geirrt im Grauen

ihres Schnees

auf. Endlich pink

erlischt der Streifen

über dem Tal, der tiefer

bleicht ins blaue

zunachtwerdender

Nebel. So genieße ich

das Unvermögen

meiner Augen, wie sie immer

weniger vom Fenster

des Hotels aus

erkennen können

von den Passhöhen

wo ich weiß, da werde ich

die Serpentinen Morgen

hochfahren müssen

und runter, und danach

zurück in Richtung

Norden — wieder in die

von mir heute Nacht

durch Alpen und Schlaf

getrennte Welt.

The Hikers

In my dream 

I am walking on sand

in a tract of dunes

in a clearing of pine.

To my right there is a bear

on his hind legs 

pacing behind me

that I can just barely see

as a dark hulking

mass in my periphery.

To my left there's a couple 

also hiking this way 

that I can't see, only hear 

their yelling frantic

"Oh no!”

“There's a bear!”

"Don't look at him!"

"Just keep walking!"

But every time I glance 

or even just move my eyes 

over to my right 

the bear sees or senses 

this and gets more 

and more angry —

head slant, growling

so close now I can feel

his smegmal breath

hot on my neck.

Eventually the bear falls 

on me — or I think so 

because now I am face down 

in the burning sand.

As he is clawing at my back

and breaking my neck 

in his mouth I hear

the hikers cry

"Oh no!”

“Oh god!”

“We are so sorry!”

Wings of Desire

Once having ascended

into heaven, let me tell you —

much like staring

at a blank page as wind

plays in the ends

of your quill — it’s hard

to get anything done

up here, though you're told

they still need you

down on earth, your thoughts

still have weight there

and meaning — how it's

really your hand

that like in a glove

makes anything happen —

and so I grab the baby

by the neck, pull it

out of the Mediterranean

and lift it back onto

the raft — I grab

the joystick, pull up

and release the payload

on the city almost already

completely flattened

though I wonder

whose hands, what

calculus delivers

the bomb to its target —

no one, I’m afraid

to think it falls

of its own

accord.

Keine Frage

Vom Glauben ist es

keine Frage. Ich habe ihn

doch ungefähr so oft

wie man im Zug den Schaffner

im Laufe des pendlerischen

Lebens ebenso

Gott getroffen, der mich siezte.

Allerdings kamm er nicht

jedes Mal, wo ich sein Kommen

erwartet hätte. So kaufte ich

eine Karte und namm

die Fahrt, völlig überzeugt

in der Erwartung, ich kämme auch

irgendwann an die Reihe —

er stünde vor mir und fragt

nach einem Beweiß,

dass ich hier sein darf

weil es nichts gibt

(also keine Dienstleistung)

um sonnst. Ich habe

mein Anteil des Bunds

erhalten — also warum

hast du mich nicht

kontrolliert?

Pfeilstorch

Er stand einfach da

mitten im freien

Felde, so klar

als ob dies 

eine natürliche 

Gegebenheit wäre —

ein Storch mit einem

meterlangen Speer

von unten nach oben

durch seine Brust

gestochen. Er schien

mit dem Schnabel noch

gut nach Würmer 

in der Erde zu wühlen

können, wie aber die Ende 

des Stabs durch die feuchten

Krümeln unser neulich

vereggtem Ackers

kratzte, mit Flugrost hell 

an der eisernen Spitze 

auf Augenebene,

so dass es den Storch 

blieb immer in Sicht.

Er war müde, man konnte

es ihn ansehen. 

Zum Glück hatten wir

die Flinte bei uns —

schließlich waren wir ja 

selbst auf der Jagd

nach Störchen.

Old Masters

My master, he died

not too recently

but late enough

that I might still be

justified to render

him memorial. Only

a bastard wants

to call those

in whose care

he was embedded

what he himself

can't stand

having been —

that a lord could be

magnanimous

is an unbearable

fact of life, but so

my lord was. His every

word was lightness

self-adequate, could never

have been other than

what it was encountered

as — total and level

as the horizon, steadfast

as bread, his every

work anticipating even

the freest, cunning or happy

thing I might've wanted

to shave into form

if I had not then realized

for shame, I know this

passage — it is my master's.

The knowledge that

he never intended

his works to eclipse

those of his charges

haunts, smothers me still

with the shame I feel

in the face of my

resentment. To have toiled

in his stables, my hand

reduced to the wake

of his own. No signature

but fidelity as I attest

I never knew, or can still

only guess the motion

of his mind no better than

the most mercenary

lover of his works.

How others later

might even come

to debate whether

I actually existed

and I myself question

if it's worth putting

into words what

I've learned, for example

of the cities where

I lived after

being released

from his presence —

how after examining

old engravings

I noticed the curve

of a stream became

a fetid moat running

the foot of a rampart

and then a street

with a subway

following the same

exact curve

dug into the bed

where the water was

once dredged, set

further underground

after the bombing of the city

gave occasion to revise

itself, where I arrive

to go up and sit

in a bar to figure out

how I got here — the fact

that only I remember

does not compare

with the purity

of my master's having been

in all these places

when everything was

wholly as it was

before me, and so

I let it go, I defer

to his mastery.

Cloud of Unknowing

The denim of the ‘90s

have always been 

saying goodbye.

Just now I was walking

through a department store 

closed or closing, unsure

but there they were —

fresh unworn

tables of Tommy

Hilfiger yet emanating 

indigo in the same 

dusk that buds know

in the time before 

they breach the soil

to accompany us

and share in the narrowing

fate of Spring.

I was sad to finally 

get their message 

and say my own farewell,

running my fingers 

on their petal-soft folds 

as the aisles lead me

to the exit, where 

the light radiating 

from the doors' twin 

portholes seemed

too bright to be 

the day — deepening 

the dark surrounds,

no pants recognizable

but loaves of shadow

carbonized, unwearable

as the cold tubular 

steel panic crossbar

of the doors met 

my hands, my eyes

hurting so that

I closed them

as I opened

the doors and

went out.

Gute Frage

Wie ist es überhaupt

dazu gekommen, dass ich

in dieser aussterbenden

Sprache es einfacher

finde, mich zu fassen

als in die der Herrschenden

und meiner eigenen?

War sie doch nicht

wirklich die erste, die ich

in den Mund nahm ­—

diese fremde, die mir

schwer fällt, fiel, für immer

ein Stottern, Zähne dick

mit Sekundenkleber

wie das Kenntnis im Moment

unaussprechlich bleibt

bis es zu spät ist

und ich selbst zu das werde,

was fällt. Wie im Kampf

gegen das Gewicht des eigenen

Zeigefingers spüre ich

wie schwer es ist

zu deuten — und versage.

Kann nur schauen, wie

das gesamte Bau hineinstürzt.

Der Sinn bricht durch den Dachboden

und landet wie ein Hustenbonbon

chemisch auf der Zunge.

Es verschmelzt. Nein, es rutscht

in die Luftwege. Schnell –

spucks aus.

Osterwochenende

KARFREITAG

Hier im Waldlicht 

jenseits des Weges

kann man es noch

hören — das Heulen 

der Autobahn irgendwo

draußen in der Ebene.

Ein Rauschen, worin

sich die Stille

verbirgt 

wie ein Körper,

der von dir 

unter einer Bettdecke 

wegstreckt. Der Boden 

gibt heute seinen

Speicher an Kälte 

feucht auf. Ein letztes

Ausatmen — der wahre

Winter in deinen

Lungen. Hier oben allein

unter den dornigen

Kieferstämmen

muss ich denken

an euch, das Wunder 

unseres Kennenlernens —

gefunden im dunklen

Abgrund des Lebens. 

Aber wie kann das sein?

Wie kann man sich 

bewegen ohne 

Körper, ohne Licht?

Nein, das Wunder ist nicht

dass wir uns fanden

nach langem Tasten 

an kalten nassen Steinen 

aber, dass wir da waren

nebeneinander

plötzlich wach, wie

gepflanzt die Buchen

den Boden teilen —

wie die Erde zwischen

ihren verknoteten 

Wurzeln rinnt. 

MYSTERIUM PASCHALE

Dazwischen musste 

doch irgendwas 

passieren.

War es Schlaf? 

Nein, es war 

Wochenende. 

Wie bereits die Blüten 

anfangen, zu lösen 

fällt zwischen mir 

und Sonntag 

der Schatten, meins —

weil ich bloß

hier bin, bin ich 

im Weg.

OSTERMONTAG

Was willst du noch?

Es ist morgen. 

Zeit, aufzustehen. 

Die Blätter sind 

noch blass. Nichtmal 

vor einer Woche 

waren sie Knospen,

steinhart. Kein zwicken 

hätte sie erweckt.

Schau mal, wie 

auf der anderen Seite

des Tals schon Sommer ist

aber hier, auf dem Himmelsleiter 

im Schatten um 16 Uhr 

kommt der Frühling

weil er kommen

muss. Will sich drehen 

genau wie du lieber

im Bett heute

geblieben wärst.

Und auf den Boden,

unter den Blattschimmel

vom letzten Herbst  

und den meisten sogar

nur halbgroßen 

Steinen, wenn du sie 

mit dem Stiefel 

wegkickst

findest du noch

Kälte — ob sie die letzte 

des vergangen, oder

schon die früheste

des kommenden Winters

war ist schwer

zu sagen. Ein riesiges 

Gesicht blockiert

den Blick aus der Niche

nach Hause — deins,

wie du versuchst 

irgendwas im Loch 

zu erkennen. Unentdeckt

war da alles dir 

Verlorengegangene,

aber wie deine Augen 

sich dem Schatten 

anpassen, siehst du

in Wirklichkeit 

wiedermal 

Nichts.