Osterwochenende
KARFREITAG
Hier im Waldlicht
jenseits des Weges
kann man es noch
hören — das Heulen
der Autobahn irgendwo
draußen in der Ebene —
ein Rauschen, worin sich
die Stille verbirgt
wie ein Körper,
der von dir
unter einer Bettdecke
wegstreckt. Der Boden
gibt heute seine
Speicher an Kälte
feucht auf — der ware
Winter. Hier oben allein
muss ich denken
an dir, das Wunder
unseres Kennenlernens —
gefunden im dunklen
Abgrund des Lebens.
Aber wie kann das sein?
Wie kann man sich
bewegen ohne
Körper, ohne Licht?
Nein, das Wunder ist nicht
dass wir uns fanden
nach langem Tasten
an kalten nassen Steinen
aber dass wir da waren
nebeneinander
plötzlich wach, wie
gepflanzt die Buchen
den Boden teilen —
wie die Erde zwischen
ihren verknoteten
Wurzeln rinnt.
MYSTERIUM PASCHALE
Dazwischen musste
doch irgendwas
passieren.
War es Schlaf?
Nein, es war
Wochenende.
Wie bereits die Blüten
anfangen, sich zu lösen
fällt zwischen mir
und Sonntag
der Schatten, meins —
weil ich bloß
hier bin, bin ich
im Weg.
OSTERMONTAG
Was willst du noch?
Es ist morgen.
Zeit, aufzustehen.
Die Blätter sind
noch blass. Nichtmal
vor einer Woche
waren sie Knospen,
steinhart. Kein zwicken
hätte sie erweckt.
Schau mal, wie
auf der anderen Seite
des Tals schon Sommer ist
aber hier, auf dem Himmelsleiter
im Schatten um 16 Uhr
kommt der Frühling
weil er kommen
muss. Will sich drehen
genau wie du lieber
im Bett heute
geblieben wärst.
Und auf den Boden,
unter den Blattschimmel
vom letzten Herbst
und den meisten sogar
nur halbgroßen
Steinen, wenn man sie
mit dem Stiefel
Versehentlich wegkickt
findet sich noch
Kälte — ob die letzte
des vergangen, oder
schon die früheste
des kommenden
Winters ist schwer
zu sagen. Ein riesiges
Gesicht blockiert
den Blick aus der Niche
nach Hause — deins,
wie du versuchst
irgendwas im Loch
zu erkennen. Unentdeckt
war da alles dir
Verlorengegangene,
aber wie deine Augen
sich jetzt dem Schatten
anpassen, siehst du
in Wirklichkeit
wiedermal
Nichts.