Persephone

Wie die zu Wort

gewordene Stimme

solche Gitter braucht

rattern, so hallt

ihr Heulen im nächsten

Zimmer die Wand

zwischen uns

Hörenden, durch

die Resonanz

entzweit. Sind wir

nur, weil wir

aufgeteilt sind, du

und ich, oder ist unser

Hören wirklich ein

Warten auf Rückkehr

des fehlenden

Teils. Ein Phantom-

empfinden, der letzte Faden

Erinnerung an die

verlorene

Einheit außerhalb

dieser Räume, viel höher

als die Decke, die wir

getrennt teilen.

Tief in mir

sticht ihre Stimme

wortlos ein. Die Züge meines

Zimmers im Schallen

ihres wieder-

spiegelt. Mit meinen Händen

forme ich eine Schale,

eine Glocke um

mein Ohr, und drücke sie

gegen die Tapete.

Fast kann ich sie sehen,

die unbekannte

Nachbarin. Wie

sie reglos da steht

im Kerzenlicht

und über ihr schwebt

im Schattenbahn

die Decke, befrachtet

voller Regen,

die sickert, fällt, fließt über

ihr Gesicht,

alles verschwommen

mit einem Weinen nicht

ihr eigenes. So

schaut sie

im Flackern meine

Vorstellung abgewandt

auf die Tapete,

diese dort abgebildeten

ländlich naïven

Szenen, wo immer die gleiche

Magd demselben

Schurken trifft

in Grüften, an halb-

zerfallenen Scheunen, Stränden,

im Gebüsch, unter Eschen,

Eiben und Palmen,

während die Züge, Glieder

dieser Zweien

schwellen, zerren, zer-

schmelzen wandab-

wärts glitschend

wie der Grund

sich löst, durchdrungen

im Flut niemandes

Tränen. Schwarz glänzt

ihr Haar, das ich auch nicht

sehen kann. Glänzt

wie die Nacht, wie der Frieden

eines Endes, und der Stern,

unzählig, der draußen

auf uns wartet.