Hölderlinplatz
Ich drücke die Zigarette
auf dem Perlmutt
aus. Auf die
Scherben-
schale. Ange-
fangen hat sie ja
als ganze Muschel
mitgenommen
vom Strand. Diente
nicht immer
zur Bewahrung
von Asche. Sie lag
sogar Jahrelang
auf dem Schreibtisch
und spiegelte
wie nichts
geschrieben wurde
und sie selbst
verstaubte
bis ich wieder
angefangen habe,
zu rauchen.
Seitdem
sie draußen
im Wetter steht
und mehrmals
von der steinernen
Brüstung des Balkons
runtergefallen ist
bleibt nicht viel
übrig. Ich suche mir
von den Bruchstücken
das größte aus,
stelle es hoch
auf die Schwelle
und die nutzlosen,
die krümmelig
spaltenen
werden, wie bald
auch das letzte,
keine drei
Stummel breit,
dem Müll
geweiht. Unüber-
raschend klar
ist die Nacht
wie ich aufschaue
und den Rauch
durch meine Nase
puste. Ein paar
Sterne sind trotz
Laternenlicht
sichtbar: fünf, sechs,
sieben, acht… also
eine abzählbare
Menge. Unten fährt
die U-Bahn vorbei.
Kreischt in den Schienen
wie es an die scharfe
Kurve langt und
verschwindet.
Endstation.
Der Stummel glüht
weiter in sich ein-
gedrückt. Manchmal
eine halbwegs
Ahnung: ich bereue
unausreichend
viel, werde
vernarbter. Ich
drehe mir noch eine
Kippe. Die Säule
mit den erlesensten
Auszügen des
bis auf dem Namen
vergessenen Dichters
leuchtet mit allem
mit — oder versucht
es zumindest. Schon lange
ist eine der Glühbirnen
hinter "-derlin"
durch. Auch nachts
kann man sehen,
wie sonnenverbrannt
die zeilenübersäte
Vinyldeckung
ist, rissig und verblasst
und sowohl Nachmittags
unter hellem Licht
kaum zu lesen.